Der Paso Peruano in der Geschichte . . .


Die Rasse Paso Peruano hat sich durch jahrhundertelanger strenger Selektionszucht in Peru zum 100%igen Naturtölter entwickelt. Der Ursprung dieser Rasse liegt in den Pferden, die im 15. Jahrhundert vom spanischen Hof zur Kriegsführung nach Peru importiert worden sind und die die zu der Zeit übliche Töltveranlagung hatten. Man kennt sie auch in Europa unter der Bezeichnung "Zelter". Denn in dem bewussten Jahrhundert waren trabende Pferde auch hier noch die Ausnahme, erst mit dem aufkommenden Straßenbau und dem Einsatz beim Militär  wurden die Zelter durch sie verdrängt.     


Im Jahr 1975 wurde über die USA ein erster Zuchtstamm Paso Peruanos nach Deutschland importiert, zur Zeit gibt es hier übers Land verteilt ca. 650 Tiere und ein paar davon findet man auch in Norddeutschland.


. . . und heute

Zur Situation der Paso Peruanos in Peru im 21. Jahrhundert veröffentliche ich hier die Mitschrift der IGV-Richtertagung 2003 von Carolin Jost


Thema: Der Paso Peruano

Referent: José Risso-Montes, Lima, Peru
Ort: Ebsdorfergrund-Rauischholzhausen
Datum: 9. Februar 2002
Autor: Carolin Jost

Statement: Bei der vorliegenden Mitschrift handelt es sich nicht um ein Protokoll aller Diskussionen, die an diesem Tag gelaufen sind, sondern um eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und Ergebnisse von Diskussionen. Sie kann gerne an andere Interessenten weitergegeben werden, da sie lediglich zur Information dient.

Die Geschichte des Paso Peruano

Die Geschichte des Paso Peruano begann im Jahr 1532, als Pizarro zur Eroberung Perus loszug. Die Pferdezucht wurde vollkommen auf die Zucht kriegstauglicher Pferde ausgerichtet und Pizarro entwickelte ein regelrechtes Zuchtprogramm zur Eroberung Amerikas.
Der Ursprung des Paso Peruano bildeten in der Hauptsache die beiden Pferderassen Genetten, die sich aus dem Berber entwickelt hatten, und Andalusier. Die Genetten waren sehr kleine, kompakte Pferde, mit einer breiten Brust, einem kurzen, dicken Hals mit kurzen, stämmigen Beinen. Außerdem brachten die Genetten dem Paso Peruano die abfallende Kruppe, die kleinen Ohren und das gerade bis konvexe Profil sowie – das wohl Wichtigste für uns heute – die Gangveranlagung. Der Andalusier war größer und vermachte dem Südamerikaner den Termino und den hohen Halsansatz mit elegantem Hals.
Aus diesem Ursprung lässt sich unschwer erkennen, dass der Peruaner keinen homogenen Genpool besitzt sondern in Wirklichkeit eine Kreuzung aus Kreuzungen ist, denn auch die Genetten und die Andalusier sind nicht 100 % reinrassig.
In den Jahren 1535 bis 1824 wurde der PP lediglich zum Transport der Reiter und im Krieg verwendet. (Für Lasten verwendete man Esel und Maultiere.) Damals dominierte die spanische Kultur das Geschehen in Südamerika. Die europäischen Herren brachten ihre besten Pferde mit in die neue Welt und kreuzten sie mit den dort bereits ansässigen. Spanische Trainer kamen mit über den großen Teich und auch die spanische Tradition in Form von Stierkämpfen hielt Einzug. Diese Ära fand 1824 ihr Ende in der Unabhängigkeit des Landes. Peru musste große Teile an die Nachbarstaaten abgeben und wurde flächenmäßig ein kleineres Land.
Von nun an ist die Geographie der Ursprung zur Verwendung der Pferde.
Die Zuchtstätten der Peruaner sind die 52 Täler Perus, in der Hauptsache Flusstäler mit Landwirtschaft, an die sich unmittelbar die Wüste anschließt. Die Entwicklung zum heutigen Reitpferd spielte sich in den Jahren 1850 bis 1900 ab, in denen sich drei verschiedene Typen des Peruanischen Pasos herauskristallisierten:
- Der Nord-Typ war gekennzeichnet durch seinen guten Gang mit guter Vorhandaktion. Im Norden des Landes gründete man riesige Haciendas und benutzte den Paso als Reitpferd zum Zurücklegen großer Strecken.
- Der Lima-Typ war das klassische Parade-Pferd. Er glänzte durch seinen Stolz und seine Repräsentanz. Durch ihn haben wir die Gangart, die wir heute als Paso Llano Gateado bezeichnen.
- Der Süd-Typ hatte im Vergleich zu den beiden anderen Typen recht lange Beine. Er war sehr kräftig und hatte ein hohes Temperament. Durch die schwierigen Bodenverhältnisse im Süden des Landes war sein Gang nicht so gut entwickelt wie etwa der des Lima-Pferdes.
In den 30er bis 50er Jahren fanden die ersten nationalen Show statt, die sogenannten "Concursos Nacional". Zu dieser Zeit und auch später beeinflussten Fernando und Antonio Graña die Zucht ungemein durch ihre Richterentscheidungen. Sie brachten die schon seit langem notwendige klare Linie.
Antonio schloss jedes Pferd mit auch nur dem Hauch einer Trabtendenz sofort aus dem Geschehen und der Zucht aus.
In seine Fußstapfen trat Fernando, der die Pferde aufgrund ihrer Schönheit (guter Körperbau), Ausstrahlung, Arroganz und Stärke hin selektierte. Hier bildete sich klar und deutlich der Typ des Südpferdes heraus.

Paso Peruanos in Peru

Bei den heutigen Concursos finden sich etwa 85 % Zucht-Prüfungen und nur 15 % Sport-Prüfungen.
Während in Peru lange Jahre nur für den Showring gezüchtet wurde, orientiert man sich heute am Markt und an der Nachfrage. Es gibt u. a. Stimmen, das Peruaner-Blut mit anderen Rassen zu verfeinern, um die Schwächen dieser Rasse, denen sich die peruanischen Züchter bewusst sind, zu minimieren.

Welche Gänge hat der Paso Peruano?

Paso Llano:
Der Paso Llano ist diejenige Gangvariante, bei der man auf einem Fino-Strip ein gleichmäßiges „pacapaca“ hört. Er besteht also aus vier isochronen Hufschlägen. Darüber hinaus beschreiben die Vorderbeine (von vorne gesehen) einen Halbkreis aus der Schulter heraus, den sogenannten „Termino“, den der Peruaner als eine Kombination aus „extensión“ (Ausdruck) und „acción elevada“ (erhabene Aktion) bezeichnet.
Paso Llano Gateado:
Als „Gateado“ bezeichnet man den katzenartigen Paso Llano. Hierbei zeigt das Pferd eine Tendenz in Richtung Pass, die aber nicht allein ausschlaggebend für den Gateado ist. Ein leicht passiger Paso Llano ist noch lange kein Gateado!
Meist haben Gateado-Pferde keine übermäßige Aktion aber einen sehr guten Raumgriff aus der Schulter heraus. Darüber hinaus beschreiben die Vorderbeine einen eleganten Halbkreis, der etwas feiner ist als der Termino des normalen Paso Llano-Pferdes. Durch das gesamte Pferd lässt sich eine fließende Bewegung erkennen.
Paso Llano Sobreandando:
Sobreandando ist ebenfalls eine Verschiebung in Richtung Pass. Das Pferd geht noch etwas mehr in Richtung Zweitakt-Pass verschoben als beim Gateado, beschreibt jedoch nicht mit der Vorhand dieselbe elegante Bewegung.
Der Raumgriff ist in etwa so groß wie der des Gateado, vielleicht sogar noch etwas größer. Dafür haben Sobreandando-Pferde meist etwas mehr Vorhand-Aktion als Gateado-Pferde.
Auch hier gilt: Sobreandando ist kein passiger Paso Llano sondern eine eigenständige Gangart. Er ist demnach gekennzeichnet durch ein energisches Antreten von hinten und keinesfalls ein Auf-die-Vorhand-Fallen des Pferdes.

Bewertung des Ganges

Als eines der wichtigsten Kriterien bei der Bewertung des Paso Llano gilt Folgendes: Die Hinterbeine eines Peruaners müssen in der Spur der Vorderbeine treten. Ist dies nicht der Fall, kann man davon ausgehen, dass das Pferd nicht im Gleichgewicht läuft.
Darüber hinaus darf das Hintergeschirr sich möglichst nicht bewegen, auf keinen Fall aber seitwärts schwingen. Auch die Kruppe sollte möglichst ruhig sein, als könnte man ein Tablett mit vollen Gläsern draufstellen und nichts würde verschütten.
Das optimale Tempo des Paso Llano ist eher langsam. Es kann gesteigert werden, wenn dabei der gesamte Ausdruck nicht verschwindet. Nur ein stolzes Pferd mit einem guten Charisma kann wirklich eine Show gewinnen. Fast ebenso entscheidend ist der Takt, der nicht verändert werden darf. Gleichmäßigkeit muss und darf von einem guten Reitpferd erwartet werden.
Jede Verschiebung zum Trab gibt Punktabzug oder führt – in einer Zucht-Prüfung – zum Ausschluss. Eine Tempo-Verstärkung führt dazu, dass das Pferd seinen Takt in Richtung Pass verschiebt. Dies ist durchaus in einem gewissen Rahmen o.k., wenn es dadurch weder an Ausdruck noch an seiner Präsenz verliert und nicht in den reinen Pass fällt.
In Peru wird kein Galopp geritten, da sich dadurch der Paso Llano verschlechtert. Da aber in Deutschland Mehrgänger gefragt sind und sich die Züchter immer am Markt orientieren sollten, ist es durchaus auch möglich Pferde im Galopp vorzustellen.

Bewertung des Gebäudes

Beim Gebäude legt ein Richter besonderen Wert auf die Winkelungen in den Gelenken. Eine gute Winkelung spiegelt sich sowohl im Winkel des Fesselgelenkes als auch im Winkel der Schulter wider.
Der Rücken sollte mittellang sein mit einem fließenden, weichen Übergang von Brustwirbelsäule, Lendenwirbeln und Kruppe.
Der Hals soll fein und lang sein. Kurze stämmige Hälse werden aufgrund der Abstammung von den Genetten zwar gelegentlich toleriert, wenn der Rest überragend ist, es ist jedoch kein Schönheitsideal eines Paso Peruanos.
Der Kopf soll auf alle Fälle hübsch sein mit einem wachen Ausdruck und einem geraden bis konvexen Profil. Konkave Pferde werden zur Zeit nur noch wenige gezüchtet.
Ein Rat für einen Züchter: Es ist immer gut, ein Idealbild seines Zuchtziels im Kopf zu haben und sich an diesem zu orientieren. Die Zucht sollte auf keinen Fall planlos sein, denn dadurch zerstört man die Rasse. Schwächen sollen verbessert werden und Stärken weiter hervorgehoben. Daher gilt es, möglichst offen gegenüber Kritik und Anregungen anderer zu sein und ein gewisses Maß an Selbstkritik zu entwickeln.